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Dehnen Ihre Kunden ihre Zahlungsziele unnötig aus? Bezahlen Ihre B2B-Kunden Ihre Rechnungen erst, wenn sie die Leistung ihrerseits weiterverrechnet haben? Oder bereiten Ihnen große Rechnungen mit langen Zahlungszielen Kopfzerbrechen? Für solche Probleme gibt es eine Lösung: Factoring. Sie verkaufen Ihre Forderung, bekommen sofort einen Großteil des Geldes und werden das Ausfallrisiko los – zahlen dafür aber Gebühren.
Fragen Sie sich, ob der Forderungsverkauf auch für Ihr Unternehmen eine sinnvolle Option sein könnte? Wir klären 11 häufige Fragen rund um die spezielle Finanzierungsform und zeigen, für wen sich diese Dienstleistung eignet.
Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen an eine Factoringunternehmen. Hierfür erhält es eine sofortige Vorauszahlung, die mindestens 70 Prozent des kompletten Rechnungsbetrages umfasst. So kann sich das Unternehmen einen sofortigen Liquiditätszufluss und mehr Handlungsspielraumsichern. Zugleich übernimmt die Factoringgesellschaft das Ausfallrisiko. Der Factoring-Kunde ist somit zu 100 Prozent vor Zahlungsausfällen geschützt.
Je nach Form des Factorings gibt es zwar gewisse Unterschiede – der grundsätzliche Ablauf des Forderungsverkaufs ist jedoch weitgehend identisch:
Achtung: Vom echten Factoring ist das unechte Factoring zu unterscheiden. Bei der unechten Finanzierungsform wird Ihnen ebenfalls der Vorschuss ausgezahlt. Das Factoringunternehmen übernimmt allerdings nicht das Ausfallrisiko. Zahlt Ihr Kunde also seine Rechnung nicht, müssen Sie die erhaltene Zahlung zurücküberweisen.
Diese spezielle Form der Finanzierung hat gewichtige Vorteile, die sich für viele Unternehmen rechnen. Beziehen Sie in Ihre Entscheidung für oder gegen das externe Debitorenmanagement aber auch die Nachteile ein.
Vorteile | Nachteile |
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Die Factoring-Anbieter möchten mit ihrer Dienstleistung natürlich auch Geld verdienen und stellen deshalb einige Anforderungen an ihre Kunden:
Grundvoraussetzung für die Auslagerung des Debitorenmanagements ist, dass die Leistung vollständig und einredefrei erbracht wurde und die Forderung nicht durch Rechte Dritter belastet ist (z. B. Abtretungserklärung an Ihre Bank). Von dem Vorliegen einer ordnungsgemäßen Rechnung gehen wir aus.
Factoring ist in vielen Situationen eine sinnvolle Option, zum Beispiel wenn ...
Weniger empfehlenswert ist diese Form der Finanzierung, wenn ...
Die Höhe der Factoringgebühr hängt vom Factoring-Anbieter und insbesondere von den gewählten Dienstleistungen, also der Form der Finanzierung, ab. Die Kosten des Factorings an Beispielen:
Factoring-Art | Kurzbeschreibung | Kosten |
Selektives Factoring | Der Unternehmer wählt selbst aus, welche Forderungen er an den Anbieter abtritt. Schon ab nur einer Forderung möglich. | Hohe Factoringgebühr und wenige Anbieter |
Stilles Factoring | Der Debitor erfährt nichts vom Factoring. | Teurer als offenes Factoring, gute Bonität vorausgesetzt |
Inhouse-Factoring | Der Factor übernimmt nur die Finanzierung und das Risiko von Zahlungsausfällen. Debitorenmanagement und Mahnwesen verbleiben beim Unternehmer. | Sehr preiswert |
Full-Service-Factoring | Der Factor übernimmt das gesamte Debitorenmanagement inkl. Mahnwesen, Inkasso und Ausfallschutz. | Mittleres Preissegment, dafür wird ein Teil der Buchhaltung ausgelagert. |
Die konkreten Factoringgebühren hängen sehr stark von diversen Faktoren ab, darunter Umsatzhöhe, Branche, Zahlungsziel, Art der Leistung, Bonität des Unternehmers und Debitors. Die Kosten für Factoring sind sehr individuell und schwanken zwischen 0,15 Prozent und über 4 Prozent. Als Faustregel lässt sich festhalten: Je höher die Umsätze – also je mehr Forderungen abgetreten werden und je besser die Bonität –, desto preiswerter wird das Factoring für den Abnehmer. Vor einem konkreten Angebot erfolgt daher immer erst eine persönliche Kontaktaufnahme des Factors mit dem Unternehmer.
Auch dies ist wieder eine Frage der Finanzierungsform. Bei einigen Anbietern können Sie bestimmte Rechnungen ausschließen (z. B. von Kunden, die schnell und zuverlässig zahlen) oder auch nur einzelne, besonders hohe Forderungen mit langem Zahlungsziel verkaufen. Man spricht vom Ausschnitts- oder Teilfactoring.
Ja, es gibt Anbieter, die auch titulierte Forderungen ankaufen. Voraussetzung ist, dass zumindest eine Chance besteht, das Geld erfolgreich einzutreiben. Sie erhalten allerdingsim Schnitt nur circa 10 bis maximal 30 Prozent des Rechnungsbetrags (hoher Abschlag für das Risiko des Forderungsausfalls). Factoring-Anbieter kaufen titulierte Forderungen auf, weil sie 30 Jahre Zeit haben, die Zahlung einzutreiben. Ob der Anbieter bereit ist, Ihnen ein Angebot für einen Vertrag zu unterbreiten, ist in der Regel nur in einem persönlichen Gespräch feststellbar.
Beispiel für Factoring: Ein Lieferant beliefert seine Debitoren mit hochwertigen Ersatzteilen für Maschinen. Er erzielt jährlich einen Umsatz von 1.800.000 Euro. Die Kunden nehmen sich jedoch viel Zeit für ihre Zahlung. Der Lieferant benötigt Liquidität, um eine Investition zu tätigen. Statt einen teuren Kontokorrentkredit bei seiner Bank aufzunehmen, entscheidet er sich für Factoring. Nachdem er den Vertrag mit dem Anbieter abgeschlossen hat, tritt er seine Forderungen ab und erhält 85 Prozent seiner aktuell offenen Rechnungen von 300.000 Euro sofort ausgezahlt (= 255.000 Euro). Diese kann er sofort für seine Investitionen oder täglichen Ausgaben nutzen. Sobald die Kunden ihre Rechnungen ausgeglichen haben, erhält der Lieferant in unserem Factoring-Beispiel die ausstehenden 15 Prozent (45.000 Euro) ausgezahlt, abzüglich der vertraglich vereinbarten 3 Prozent Factoringgebühr (= 9.000 Euro, Auszahlung also 36.000 Euro).
Längst nicht jeder Unternehmer profitiert vom Factoring. Dauert es jedoch in der Regel länger, bis Sie Ihre Zahlungen erhalten, während Sie gleichzeitig mehr Liquidität brauchen, lohnt es sich, die Kosten, Vorteile und Nachteile dieser Finanzierungsform gegenüberzustellen. Prüfen Sie zur Sicherheit auch andere Alternativen, etwa eine Einkaufsfinanzierung. In der aktuellen Niedrigzinsphase können auch diese eine sinnvolle Option sein, gerade wenn es um kurzfristige Zwischenfinanzierungen geht. Entscheiden Sie sich für das Factoring, achten Sie auf eine kurze Laufzeit – ein bis zwei Jahre sind üblich. So können Sie das Prinzip in Ruhe testen.
Bei offenem Factoring kann beim Kunden der Eindruck entstehen, der Lieferant stecke in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Deshalb möchten manche Unternehmer ihre Rechnungen mit dem eigenen Briefpapier lieber selbst ausstellen. Bei speziellen Formen des Factorings ist dies möglich, etwa beim stillen Factoring. Der Debitor leistet seine Zahlung auf ein Konto, das vom Abnehmer an den Factoring-Anbieter abgetreten wird. So tritt der Factoring-Anbieter nicht in Erscheinung. Diese Variante ist aber mit höheren Gebühren verbunden. Lesen Sie hier mehr zum Thema, wie man richtig seine Rechnung schreiben sollte!
Beim offenen Factoring hingegen übermittelt der Unternehmer eine Aufstellung der abzurechnenden Dienstleistungen oder Waren an den Factor. Dieser erzeugt daraus die Rechnung und verschickt sie an Ihre Abnehmer.
Das Risiko einer nicht bezahlten Rechnung geht beim echten Factoring auf den Anbieter über – er muss sie selbst eintreiben. Sie dürfen den gezahlten Vorschuss behalten. Beim unechten Factoring ist das anders – hier müssen Sie den finanzierten Betrag zurückzahlen und die Forderung selbst betreiben.
War der Forderungsverkauf vor einigen Jahren noch überwiegend großen Konzernen vorbehalten, gibt es heute bereits viele Angebote, die sich auch für kleinere und mittlere Unternehmen eignen. Entsprechend vielfältig ist die Bandbreite an Factoring-Anbietern. Die folgenden Kriterien helfen Ihnen, ein seriöses Unternehmen auszuwählen:
Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.