Accelerator: Know-how und Seedfinanzierung in der Early-Stage-Phase

Neben Venture Capital und Business Angels bietet auch ein Accelerator die Möglichkeit, sein Eigenkapital auszubauen und das Start-up einen großen Schritt nach vorne zu bringen. Was man unter einem Accelerator genau versteht, wie die Förderprogramme in der Praxis aussehen und welche Vorteile sie für beide Seiten haben, beleuchte ich heute etwas genauer.

Was ist ein Accelerator?

Zunächst sehen wir uns genauer an, was ein Accelerator ist. Übersetzen könnte man den Begriff mit „Beschleuniger“ – es handelt sich dabei um Unternehmen, die junge Startups in der Early-Stage-Phase dabei unterstützen, ihre Geschäftsidee weiterzuentwickeln und umzusetzen. Dabei steht weniger die Ausstattung mit Kapital im Raum – auch wenn in der Praxis in den meisten Programmen durchaus Geld fließt – sondern mehr die Versorgung mit Know-how und Infrastruktur. Typisch ist, dass Accelerator-Förderprogramme stets zeitlich stark begrenzt sind – meist dauern sie rund drei bis vier Monate, aber auch andere Zeiträume sind möglich.

Ablauf eines Accelerator-Förderprogramms in der Praxis

Hat sich ein Startup für einen Accelerator qualifiziert, beginnt die Zusammenarbeit. Typische Leistungen des Accelerators sind:

  • Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur (z. B. Büroräume)
  • Unterstützung durch Know-how (z. B. bei der Weiterentwicklung der Geschäftsidee)
  • Begleitung und Beratung durch erfahrene Mentoren
  • Zugang zu Netzwerken und Kontakten
  • Besuch von Netzwerk-Veranstaltungen
  • Zugang zu einem großen Investorennetzwerk (z. B. Business Angels, Venture Capitalists)
  • meist geringe Kapitalbeteiligung im unteren bis mittleren fünfstelligen Bereich

Der Accelerator erhält im Gegenzug eine eher geringe Beteiligung im einstelligen Prozentbereich. Außerdem ist dieses Engagement bei vielen Unternehmen auch auf die Hoffnung gegründet, auf diesem Wege junge Talente mit kreativen und innovativen Geschäftsideen zu finden und für das eigene Unternehmen zu begeistern. Am Ende des Programms steht stets der sogenannte Demo Day. An diesem Tag präsentiert das Gründerteam Risikokapitalgebern (z. B. Business Angels) das Konzept. Ein Accelerator-Programm kann somit ein Sprungbrett für die weitere Finanzierung des Startups sein.

Ursprung der Accelerator-Programm: In den USA

Das erste Accelerator-Förderprogramm stammt aus den USA – der „Y Combinator“ wurde 2005 gegründet. Große Entdeckungen des Gründers Paul Graham waren beispielsweise der Cloud-Dienst Dropbox und der Unterkunfts-Marktplatz Airbnb. Schnell folgte die Gründung weiterer internationaler Accelerator-Programme, zum Beispiel:

  • Oxgen Accelerator (Großbritannien)
  • Wayra UK (Großbritannien)
  • Rockstart Accelerator (Niederlande)
  • NextStars (Frankreich)
  • Idealabs (Belgien)
  • Openfund (Griechenland)
  • StartupHighway Accelerator (Litauen)
  • HardGama Rbels (Polen)
  • Eleven Accelerator (Bulgarien)

Die Zahl der internationalen Accelerator-Programme steigt jährlich an – aktuell gibt es bereits über 200. Immer mehr große Unternehmen springen auf den Zug auf und gründen eigene Programme, insbesondere internet-orientierte Unternehmen. 

Vor- und Nachteile der Accelerator-Finanzierung

Die Finanzierung über Accelerator bringt Vor- und Nachteile mit sich:

Vorteile

Nachteile

 

  • Gründer erhält umfangreiches Know-how und Wissen
  • Es wird eine Infrastruktur bereitgestellt, wie Büros, Möbel, Technik usw.
  • Zugang zu einem relevanten Netzwerk an Investoren, Experten, anderen Gründern, Beratern usw.
  • Feedback von allen Seiten. Wichtig ist zuhören und umsetzen
  • Gewisse Kapitalfinanzierung bis ca. 50.000 Euro

 

  • Keine umfangreichen Finanzierungsmöglichkeiten, häufig nur im kleinen bis mittleren 5-stelligen Bereich.
  • Accelerator hat gewisses Mitspracherecht. Einen Teil der Unternehmensanteile müssen abgeben werden.
  • Da die Infrastruktur der Accelerator meist schon vorhanden ist, müssen Gründer oft dorthin umziehen.
  • Investition nur in der frühen Phase des Startups

Bekannte Programme aus Deutschland

Einige der bekannteren, internationalen Programme haben Niederlassungen in Deutschland. Darüber hinaus bietet sich Ihnen aber auch die Möglichkeit, auf Accelerator aus Deutschland zurückzugreifen. Zu den bekanntesten gehören:

Accelerator

Organisatoren

Eckdaten

Wayra

Telefónica (Spanien)

bereits 300 Startups

Finanzierung bis zu 50.000 Euro

Betreuung durch Expertenteam

5 – 10% Beteiligung

Berlin Hardware Accelerator

Betahaus, hy!

Förderung von Hardware-Startups

keine Beteiligung, keine Kosten

einwöchige Intensivschulung

ProSiebenSat.1 Accelerator

ProSiebenSat.1

25.000 Euro Finanzierung

5% Beteiligung

Coaching und Mentoring

Networking-Events

SevenVentures Pitch Day (Gewinn einer TV-Kampagne möglich)

German Silicon Valley Accelerator

US-Unternehmen, Förderung durch Bundesregierung

Produkt muss für den US-Markt relevant sein

umfassendes Mentoring und Coaching

Vergabe von Arbeitsplätzen in Palo Alto und San Francisco

kein Startkapital

keine Beteiligung

Seedcamp

 

2x pro Jahr Seedcamp Week zur Auswahl der geförderten Startups

umfangreiches Mentoring

Netzwerk aus über 2.000 Mentoren

50.000 Euro Kapital für 8% Beteiligung, 25.000 Euro für 5% oder 3% Stammaktien

Startupbootcamp

 

viele Branche

Selection Days zur Qualifikation für die Teilnahme

sechs Monate Rundum-Coaching

Büroflächen

Finanzierung von 15.000 Euro

8% Beteiligung

Microsoft Ventures Accelerator

Microsoft

keine Gebühren, keine Beteiligung

richtet sich an technische Startups

Vermittlung von Kontakten

Mentoring

Nutzung technischer Infrastruktur

Axel Springer Plug & Play Accelerator

Axel-Springer-Verlag

Zielgruppe: Startups mit digitalen Geschäftsiden

Arbeitsplatz in Berlin

Workshops

optionale Finanzierung bis 25.000 Euro für 5% Beteiligung

hub:raum Accelerator

Deutsche Telekom

Branchen: Internet of Things, Security and Health

Co-Working-Space auf dem hub:raum-Campus

Trainings

für Gründerteams bis vier Personen

Seedfinanzierung bis zu 300.000 Euro für 10 bis 15% Beteiligung

Tipp

Auch die Europäische Kommission kümmert sich um die Startup-Szene, indem sie unter dem Namen Accelerator Assembly eine Plattform bereitstellt, die die Unternehmen mit interessierten Startups zusammenbringt. Über 30 namhafte Accelerator sind hier unter dem Dach der Startup Europe Partnership Initiative organisiert.

Klären Sie im nächsten Schritt, ob auch Crowdinvesting eine gute Möglichkeit für Sie sein könnte, um Ihre Kapitalbasis zu verbreitern.

Bild Torsten Montag mit weißem Hemd, sitzend
Gründerlexikon-Redaktion Torsten Montag

Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.