Synergien nutzen: Die Basis erfolgreicher Kooperation!

Eine Win-Win-Situation zu schaffen ist eine Möglichkeit, um im Rahmen von Kooperationen Synergien zu nutzen. Darüber hinaus gibt es aber noch viele weitere Möglichkeiten, Synergien zu heben. Was man genau darunter versteht und wie Synergieeffekte genutzt werden können, sehen wir uns heute etwas genauer an.

Was ist Synergie?

Das griechische Wort „synergía“ - Zusammenarbeit – stellt den Ursprung der heute so oft gebrauchten Begriffe „Synergien“ oder „Synergieeffekte“ dar. Oft werden hiermit Unternehmensfusionen in der Wirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung, oder auch politische Entscheidungen begründet. Ebenso, wie sich in der Chemie oder Biologie die Wirkung verschiedener Substanzen bei einem gemeinsamen Einsatz gegenseitig verstärken kann, so geht man auch in der Ökonomie davon aus, dass die geschickt koordinierte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Wirtschaftssubjekten, Unternehmen oder Unternehmensteilen, deren jeweilige Produktivität oder Effizienz in positiver Weise forciert. Dabei kann es sich um reine Kooperationsbeziehungen handeln: Eine Zusammenarbeit mit ausgewählten Lieferanten um gegenseitigen Nutzen für die Supplier und den Produktionsbetrieb zu generieren und verschiedene Prozesse zu beschleunigen. Die energetische Nutzung der Abwärme eines Kraftwerks zur Beheizung der Firmenanlagen eines anderen Unternehmens. Doch auch die räumliche Zusammenlegung verschiedener Bereiche, der Zusammenschluss von Unternehmensteilen oder die Fusion von verschiedenen Unternehmen unter einer gemeinsamen Dachorganisation generiert in vielen Fällen positive Synergien, zu denen neben beschleunigten und vereinfachten Prozessen auch Kostensenkungen gehören. Hierbei sind vor allem die Fixkosten zu sehen, da durch den Zusammenschluss verschiedener Produktionsbereiche oftmals auf zuvor doppelt vorhandene Personal- und Verwaltungsstrukturen verzichtet werden kann. Weitere Einsparungen können durch die gemeinsame Nutzung ehemals getrennter Lieferwege möglich werden. Und nicht zuletzt können durch eine gezielte Zusammenarbeit der Unternehmen auch zuvor durch die Konkurrenz besetzte Marktsegmente erschlossen werden. Hier lauert jedoch auch ein unerwünschter Effekt, der insbesondere am Anfang der strukturellen Veränderungen deutlich spürbar wird: Verschiedene Unternehmenskulturen prallen aufeinander, der Veränderungsprozess führt bei den Mitarbeitern zu Angst, Lähmung, Widerstand und zu produktivitätshemmenden Rangkämpfen. Es ist daher sinnvoll, neben dem erwünschten Synergiepotential einer strukturellen Veränderung auch deren unerwünschte Nebenwirkungen im Vorfeld zu betrachten. In manchen Fällen lassen sich die angestrebten Verbesserungen wie Kostensenkungen oder beschleunigte Prozesse auch auf andere Weise erzielen: Benchmarking, Prozess- oder ein Qualitätsmanagement stellen fallweise geeignete Alternativen dar.

Typische Beispiele für Synergien

Ein großes Synergiepotenzial ist häufig die Basis für den Entschluss zwei oder mehr Unternehmen ganz oder teilweise zusammenzulegen. Typischerweise geht es dabei um solche Synergien:

  • Sie legen verwaltende Einheiten zusammen (z. B. die Personalabrechnung) und sparen dadurch Personalkosten ein.
  • Sie verwenden gemeinsam mit Ihrem Kooperationspartner eine gemeinsame Infrastruktur und können so beispielsweise ein Rechenzentrum oder einen Teil Ihres Fuhrparks abbauen.
  • Sie vermarkten Ihre Produkte gemeinsam und schaffen es so, Ihr Umsatzpotenzial zu steigern.
  • Sie stärken Ihre Marktmacht und erhalten dadurch eine bessere Verhandlungsposition im Gespräch mit Lieferanten oder auch Kunden.
  • Durch die Kombination aus dem Know-how unterschiedlicher Unternehmen und die Zusammenführung von Patenten und Lizenzen ergeben sich neue Impulse für Produktentwicklungen oder Qualitätsverbesserungen.
  • Die Fusion zweier Unternehmen macht sie aufgrund ihrer Kapitalausstattung für Investoren interessanter als die jeweiligen Einzelbetriebe.
  • Durch Fusionen lassen sich gewöhnlich Personalkosten einsparen, z. B. durch den Abbau von redundanten Bereichen (z. B. Buchführung, Personalwesen, Management).

Eine echte Kooperation entsteht, wenn – wie in diesen Fällen gewöhnlich möglich – beide Partner von den Synergien profitieren. Damit Sie und Ihr Partner Synergien nutzen können, muss eine Win-Win-Situation vorliegen. Nur dann können Synergieeffekte die Basis einer erfolgreichen Kooperation sein.

Beispiel: Unternehmen A kauft Konkurrent B auf, führt die Marke weiter, lässt den Rest des Unternehmens allerdings „sterben“. Hier würde man eher nicht von Synergien sprechen, da die Unternehmen nicht gegenseitig voneinander profitieren, sondern vielmehr ein einseitiger Profit zu Lasten des anderen Betriebs im Raume steht.

Wie Sie als Existenzgründer Synergien nutzen können

Obwohl Sie höchstwahrscheinlich fernab von Millionendeals und Unternehmensfusionen arbeiten, gibt es doch eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Sie gemeinsam mit anderen Unternehmen kooperieren und dabei Synergien nutzen können. Hier einige Beispiele:

Kooperationsbasis

Synergien

Kosten

gemeinsame Werbeaktionen, z. B. Messestand, Flyerdruck, Zeitungsanzeigen

Kostensenkung, Steigerung des Unternehmensimages

kostet weniger als alleine zu werben

Flyertausch (v. a. im E-Commerce, Onlinehändler derselben Branche, aber keine direkten Konkurrenten, legen ihren Kunden Flyer des Partners bei, z. B. Babyartikel-Shop und Bekleidungs-Shop)

Gewinnung neuer Kunden, Erschließung neuer Märkte, Werbung mit sehr geringen Streuverlusten

kostenfrei, abgesehen von den Druckkosten

Coworking (mehrere Einzelkämpfer teilen sich Büroräume, um gegenseitig voneinander zu profitieren; besonders im kreativen Bereich bzw. bei Freelancern beliebt, z. B. Grafiker, Werbetexter, Webdesigner)

Teilung der Bürokosten, Austausch von Know-how und Erfahrungen, unkomplizierte Zusammenarbeit bei größeren Projekten (dadurch auch ggf. Erschließung neuer Kundengruppen), professionelles Auftreten nach außen

Einsparung von Mietkosten, sofern ohnehin Büroräume angemietet werden müssten

Networking (z. B. im Social Media-Bereich über XING oder LinkedIn, aber auch im Offline-Bereich in Gründernetzwerken, Gründerstammtischen, Gründermessen etc.)

Austausch von Erfahrungen und Know-how, Zusammenarbeit bei gemeinsamen Projekten

entweder kostenfrei oder minimale Kosten für Tickets oder Mitgliedsgebühren

gemeinsamer Einkauf (z. B. Organisation von Einkaufsgenossenschaften)

günstigere Einkaufspreise, geringere Kosten pro Bestellung

evtl. höherer Aufwand, da eine zusätzliche Gesellschaft (z. B. Genossenschaft oder AG) gegründet werden muss

Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie auch kleinere Unternehmen Synergien nutzen können, sind die Maschinenringe. Diese Vereine helfen Landwirten auf regionaler Ebene dabei, Land- und Forstmaschinen gemeinsam zu verwenden oder auch Über- und Unterkapazitäten im personellen Bereich auszugleichen. So kann beispielsweise ein Landwirt, der nur einmal pro Jahr ein Maisfeld zu ernten hat, auf den Maisblitz eines anderen Landwirts zurückgreifen, ohne selbst ein solches, für den kleinen Bauern unerschwingliches Gerät kaufen zu müssen. Was derartige Maschinen kostet, werden Sie sehen, wenn Sie Kostenvoranschläge für Maschinen der Landwirtschaft zusammentragen.

Dahinter steht ein starker Solidaritätsgedanke, der von der Mithilfe aller Mitglieder lebt. Sie können so Synergien nutzen, ohne ihre Betriebe zusammenlegen zu müssen. Die Maschinenringe sind mit fast 200.000 Landwirten (rund jeder zweite in Deutschland) sehr stark organisiert. Doch auch im kleinen Rahmen lassen sich solche Synergien nutzen, wenn Sie beispielsweise mit einem Mitbewerber kooperieren und sich hier gegenseitig mit Personal und/oder Maschinen aushelfen.

In der Praxis gibt es eine Vielzahl gelungener Beispiele für Kooperationen – einige davon stelle ich Ihnen im nächsten Artikel vor.

Bild Torsten Montag mit weißem Hemd, sitzend
Gründerlexikon-Redaktion Torsten Montag

Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.