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Die Osborn-Checkliste sollte dann eingesetzt werden, wenn sich für Sie schon eine Geschäftsidee herauskristallisiert hat. Sollten Sie mehrere Ideen gefunden haben, sollten Sie sich mit weiteren Kreativitätstechniken für eine Geschäftsidee entscheiden. Anhand gezielter Fragen lässt sich Ihre Idee (und später auch Produkte, Verfahren, Serviceleistungen und Prozesse) präzisieren und verbessern. Der Erfinder der 1957 veröffentlichten Osborn-Methode ist Alex Osborn, was auch den Namen dieser Checkliste erklärt. Mithilfe dieser Methode sollen neue Potenziale erkannt und neue Blickwinkel erschlossen werden.
Um die Technik anwenden zu können, sollten Sie schon eine Idee oder ein Produkt haben, dass Sie weiterentwickeln möchten. Des Weiteren sollten Sie die Checkliste vor sich haben. Die Fragen können in der vorgegebenen Reihenfolge oder willkürlich bearbeitet werden.
Man kann die Osborn-Checkliste als einzelne Person oder in einem Team bearbeiten.
Die Checkliste enthält Reizfragen, wodurch die wichtigsten Punkte zur Verbesserung oder Veränderung angesprochen werden. Als erstes sollten Sie den Ist-Zustand des Produktes ermitteln, um anschließend das Ziel der Ideensuche formulieren zu können. Nun werden Vorschläge gesammelt, wie Sie das Produkt oder die Idee weiterentwickeln können. Die Fragen der Osborn-Checkliste dienen hierbei als Unterstützung bei dem ersten Ideenbrainstorming. Anschließend werden die Ideen der Teilnehmer veranschaulicht. Kleine Skizzen und Texte sind hierbei hilfreich. Nach der Überprüfung der ersten Ideenansätze, werden die besten Ideen ausgesucht und weiter bearbeitet.
Folgende Fragen müssen Sie für Ihre Idee beantworten. Die Reihenfolge spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist, dass Sie wirklich jede Frage beantworten, denn genau darin liegt das Potential für die Verbesserung Ihrer Idee.
Hat es die gleiche Funktion? Ähnelt es dem Material oder dem Aussehen?
Lassen sich neue Anwendungsmöglichkeiten finden, wenn das Produkt verändert wird? Gibt es für weitere Personen neue Anwendungsmöglichkeiten?
Beeinflusst es andere Ideen? Ist es mit einem anderen Produkt / einer anderen Idee vergleichbar und könnte man es als Vorbild nehmen?
Welche Veränderungen sind denkbar? Veränderungen in der Form, Zweck, Geruch, Farbe oder im Aussehen?
Was kann noch dazu beigetragen werden? Sollte es vielleicht teurer gemacht , verdoppelt oder vervielfacht werden? Passt es, wenn es verlängert, wiederstandsfähiger, vergrößert oder dicker gemacht wird?
Ist etwas überflüssig? Kann etwas verkleinert, dünner, kürzer gemacht werden?
Sind andere Elemente möglich? Sind andere Materialien, Lösungsmöglichkeiten, Prozesse oder Standorte erforderlich?
Lassen sich Geschwindigkeit, Reihenfolge oder andere Bestandteile umformen? Sind Ursache und Wirkung vertauschbar? Ist die Entwicklung neuer Modelle sinnvoll?
Sollte der Ablauf neu durchdacht werden oder das untere nach oben gesetzt werden? Wäre eine andere Stellung der Personen hilfreich? Macht es Sinn genau das Gegenteil zu erreichen?
Bringt eine neue Mischung etwas? Macht es Sinn, Ziele zu erweitern oder zu verringern? Lassen sich mehrere Objekte verbinden? Sind mehr Anwendungsbereiche für eine Person erforderlich?
Um Ihnen die Osborn Checkliste an einem Beispiel verständlich zu machen, haben wir bewusst ein Beispiel aus dem Alltag und aus der Wirtschaft gewählt. Sehen Sie selbst:
1. Glückwunschkarte
Eine langweilige Karte soll für ein Geschenk in der Verwandtschaft verbessert werden. Die Frage ist nun, wie kann man sie weiterentwickeln, damit es der Person gefallen wird?
Checkliste | Beispiel |
---|---|
Was ist ähnlich? | Ein Gutschein |
Welche anderen Anwendungsmöglichkeiten? | Gleichzeitig Puzzle oder Gutschein |
Anpassen? | Eintrittskarte, Telefonkarte |
Verändern? | Karte mit Zimtgeruch |
Vergrößern? | Plakat, Buch |
Verkleinern? | Karte in Briefmarkengröße mit Lupe |
Ersetzen? | Musikkassette oder CD mit verbalen Glückwünschen |
Umformen? | Karte mit Beileidstexten |
Ins Gegenteil verkehren? | Glückwünsche in einem Sketch verpackt auf Videokasette |
Kombinieren? | Karte mit Hinweisen, wo sich ein Geschenk befindet, als Beginn einer Serie |
2. Beispiel Newsletter
Ein Versicherungsunternehmen ermittelte durch eine Umfrage, dass der bestehende E-Mail-Newsletter von Kunden als uninteressant empfunden und kaum gelesen wird. Die Frage ist nun, wie kann man den Newsletter interessanter machen?
Checkliste | Beispiel |
---|---|
Was ist ähnlich? | Mit Heiratsvermittlungsservice, als Fortsetzungsroman, als Online-Spiel |
Welche anderen Anwendungsmöglichkeiten? | Inhalte als Print-Kundenzeitschrift, als Hörbuch |
Anpassen? | Spezialausgaben für Frauen und Männer |
Verändern? | Mehr Fotos, einheitlicher Sprachstil |
Vergrößern? | Erscheinungsfrequenz erhöhen, Aktualität erhöhen |
Verkleinern? | Erscheinungsfrequenz verringern, Schreibfehler verringern |
Ersetzen? | Nostalgie-Look wie vor 100 Jahren, Emotionen und Bilder statt geschriebenen Text |
Umformen? | Reihenfolge der Artikel verändern, Newsletter nur gegen Gebühr oder einen Gutschein versenden |
Ins Gegenteil verkehren? | Von Sie-Ansprache auf Du-Ansprache wechseln, Redaktion an Auszubildene übergeben |
Kombinieren? | Fussionieren mit der Lokalzeitung |
Diese Beispiele geben eine Richtung, wie Sie die Fragen anwenden können. Ihrer Kreativität sind dabei natürlich keine Grenzen gesetzt.
Wie jede Methode, hat auch die Osborn-Methode Vor- und Nachteile.
Eine verwandte Methode der Osborn Checkliste ist die Scamper-Methode. Sie ist ebenfalls eine überschaubare Checkliste, die 1997 von Bob Eberle entwickelt wurde. Des Weiteren gehört sie zu den etablierten Kreativitätstechnicken und unterstützt Sie ebenfalls bei Ihrer Ideenfindung. Mehr dazu finden Sie bei wikipedia.
Die Osborn-Checkliste eignet sich sehr gut für die Weiterentwicklung von Ideen und Produkten und ist eine gute Technik, um die Ideenfindung mit Brainstorming oder Mindmapping nachzubereiten. Im Idealfall sind Sie nun schon in der Lage, einen Schritt weiterzugehen und zu prüfen, ob es einen Markt für Ihre Geschäftsidee gibt.
Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.