Am von Torsten in kurz notiert geschrieben und am 20.02.2023 um 16:52 aktualisiert
Zertifizierung

Sinn und Zweck der ISO Zertifizierung

Von Marketing und Vertriebsprofis wird die ISO Zertifizierung gern gewinnbringend in die Vermarktungsstrategie eingebracht und als Verkaufsinstrument genutzt. Stolz wird darauf hingewiesen, dass das Unternehmen nun die ISO Zertifizierung bspw. nach 9001 erfolgreich bestanden hat.

Qualitätskontrolle
Was bringt mir das?
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Dingelstädt, 26.09.2018 - Das Kürzel ISO steht für International Organization for Standardization. Diese Organisation koordiniert die internationale Normung mit dem Ziel, eine weltweit einheitliche Norm zu schaffen. Damit soll der umfassende Austausch von Gütern und Dienstleistungen zu unterstützt werden.

Die Zertifizierung hingegen besagt, dass das Unternehmen den Aufbau eines Managementsystems, bzw. eines Qualitätsmanagementsystems im Sinne der ISO-Normenreihe erfolgreich abgeschlossen hat. Mit der Zertifizierung wird durch eine akkreditierte und unabhängige Zertifizierungsgesellschaft bestätigt, dass die geprüften Abläufe konform mit den Normen sind.

Welche Vorteile ergeben sich aus der Zertifizierung?

Von einem unabhängigen Dritten werden die Strukturen, Abläufe und Prozesse im Unternehmen überprüft. Probleme, bspw. mit der Produktqualität, dem Umgang mit Kunden oder anderen Schwachstellen werden so recht schnell aufgedeckt und können verbessert werden. Mit der Erstellung des Qualitätsmanagementhandbuchs sind Aufgaben und Verantwortlichkeiten eindeutig zugeordnet. Die einzelnen Unternehmensabläufe sind standardisiert, dadurch können Verstöße sehr schnell aufgedeckt und behoben werden.

Potenzielle Kunden können sich durch die Zertifizierung überzeugen, dass das Unternehmen eine eindeutige Zuordnung in der Organisation nachweisen und dass eine festgelegte Qualität der Produkte als Standard angesehen werden kann.

Nachteile der ISO Zertifizierung

Fremde Dritte (Auditoren) durchforsten das Unternehmen auf Schwachstellen, interviewen die Mitarbeiter und bringen erst einmal Unruhe ins Unternehmen.

Schwachstellen aufdecken

Die Auditoren haben einen bestimmten Plan im Kopf, wie die Abläufe eines Unternehmens ihrer Meinung nach gesteuert sein müssen. Dieses Soll vergleichen sie mit dem Ist. Stimmt beides nicht überein, sind die Schwachstellen schnell gefunden. Ob diese Nichtübereinstimmungen wirklich Schwachstellen im Unternehmen sind oder einfach nur Kreativität und Mitdenken ausdrücken, ist für den Auditor nicht entscheidend. Wichtig ist nur die Standardisierung der Abläufe.

Befragung der Mitarbeiter

Mitarbeiter aus allen Unternehmensbereichen werden genauestens zu ihrer Arbeit, ihrer Arbeitsweise und zu den Abläufen befragt. Der Auditor erfasst alles Gesagte, beobachtet den Angestellten bei der Arbeit, schaut ihm über die Schulter und fragt weiter.

Audit wird nicht umsonst mit Untersuchungsverfahren oder Anhörung übersetzt. Den Eindruck eines Untersuchungsverfahrens gewinnen die Angestellten nach sehr kurzer Zeit. Mitarbeiter, die ein zwei- bis dreistündiges Audit mit einem Auditor hinter sich haben, werden freiwillig keinen eigenen Gedanken mehr zum funktionierendem Unternehmensablauf beisteuern. ISO Zertifizierung wird in den Köpfen der Angestellten oft mit Arbeit nach Schema F gleichgesetzt. Die Auditoren vermitteln nicht nur unterschwellig, dass ab dato jede Tätigkeit streng nach der festgelegten Norm im Qualitätshandbuch durchführt werden muss. Entsprechend schnell sinkt die Motivation der Mitarbeiter. Wenn Mitdenken als Abweichung definiert wird, ist das über kurz oder lang tödlich für das Unternehmen.

Kosten der Zertifizierung

Die Kosten für eine Zertifizierung sollte kein Unternehmer auf die leichte Schulter nehmen. Für kleine Firmen, mit bis zu 10 Mitarbeitern, kann eine Zertifizierung ohne weiteres bis zu 6.000 Euro kosten. Diese Summe ist nur für die Auditoren aufzubringen. Darüber hinaus muss sich ein Angestellter um das gesamte Qualitätsmanagement kümmern. Das Qualitätshandbuch muss erstellt werden, die Mitarbeiterschulungen verschlingen ebenfalls Zeit und damit Geld.

Papier produzieren

Die Zertifizierung produziert Unmengen an Papier. Jeder Schritt, jeder Prozess und jeder Ablauf muss im Rahmen der Zertifizierung genau dokumentiert werden. Das bedeutet Unmengen an ausgedruckten Seiten, die auch noch einer ständigen Aktualisierung unterliegen. Sicherlich gibt es auch Softwarelösungen für die Dokumentation. Die Software verursacht aber wieder weitere Kosten, durch die Anschaffung, die Einarbeitung und die Aktualisierungen.

Fazit

In bestimmten Bereichen, wie bspw. der Medizintechnik, ist die Zertifizierung vorgeschrieben und unabdingbar. In anderen Branchen, bei Familienbetrieben oder kleinen Firmen ist die Zertifizierung muss der Unternehmer eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse durchführen, um herauszufinden, ob sich die eingesetzten Kosten rentabel sind.

Ein gut durchdachtes und sinnvoll eingeführtes Qualitätsmanagementsystem kommt der Qualität der Produkte oder Dienstleistungen immer entgegen. Ein für seine Firma abgestimmtes Qualitätsmanagementsystem kann der Unternehmer auch ohne die strikten Regularien einer Zertifizierung einführen. Der Kunde will keinen Zettel, kein Logo oder Stempel – er will Qualität.

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Gründerlexikon.de-Autor: Torsten
Torsten Montag ist seit 2004 als Chefredakteur inhaltlich für das Gründerlexikon verantwortlich. Er ist regelmäßig Interviewpartner sowie Gastautor von Fachbeiträgen externer Medien zum Thema Gründung und Selbständigkeit. Bevor er gruenderlexikon.de gegründet hat, war er als Steuerfachangestellter und Betriebswirt ua. bei PwC und einer Steuerkanzlei in Thüringen tätig.

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